Ein Lesevergnügen der besonderen Art! Die 22 Jahre junge Autorin erzählt – nein, besser: sie protokolliert – in Stakkatosätzen über ihren recht ungewöhnlichen Vater. Sie erzählt in der Ichform, aus der Perspektive eines Kindes, das seinen Vater (fast) bedingungslos liebt. Die Eltern sind getrennt. Das Protokoll beginnt mit der Stunde Null, der Geburt, und setzt sich über die Jahre bis ins 20. Lebensjahr fort. Die Kapitel heißen: Eins werden, Zwei werden…und so fort. Schon diese Übertiteln lassen einen ungewöhnlichen Erzählstil vermuten, dessen Reiz in dem naiven, unbedingten Glauben an alles, was der Vater tut und sagt, liegt. Der Vater hat – wienerisch gesagt – eine ordentliche Makke. Aber dem Kind gefällt es, findet alles normal, ja genießt dieses Außenseitertum des Vaters, ohne es als solches zu erkennen. Er bringt dem Kind auch allerlei Schmähs bei, zum Beispiel, woran es Kontrollore in der Straßenbahn erkennen kann – denn Schwarzfahren ist Ehrensache. Er bringt ihm bei, wie sie Brötchen im Buffet der Oper klauen können. Aber auch Eislaufen oder Bilder malen. Mit dem Älterwerden entsteht eine gewisse Distanz, der Vater wird immer wirrer, seine Emails immer unverständlicher. Da beginnt sich der Charme des Stils und der Figuren ein wenig abzunützen, als wären dem Vater und der Autorin die Ideen ausgegangen. Insgesamt aber ein viel versprechender Debütroman.