Michal Hvorecky: TROLL

Aus dem Slowakischen von Mirko Kraetsch. Tropen Verlag

Michal Hvorecky, geboren 1976 in Bratislava, ist Autor, Journalist und engagierter Kämpfer für die Pressefreiheit und gegen antidemokratische Bestrebungen. In dem Roman „Troll“ führt er uns die allzu nahe Zukunft vor Augen: Die EU – lahme Ente, die Trolle im Internet beherrschen das politische Geschehen im „Reich“ – eine Anspielung auf Russland oder auch andere Diktaturen. „Trolle“ agieren im Internet ohne Identität, verbreiten Hass und Unwahrheiten, die emotional geladen und so geschickt getarnt und formuliert sind, dass die Community sie für wahr hält. Nachrichten dieser Art verbreiten sich im Netz in unglaublicher Schnelligkeit und können Wahlen manipulieren und Staaten destabilisiere

Der namenlose Erzähler lernt in einer Heilanstalt die schwer traumatisierte, drogenabhängige und hoch intelligente Johanna kennen. Die beiden werden Freunde und beschließen gegen das autoritäre System und die Lügen im Netz zu agieren. Sie lernen sich als Trolle im Internet zu bewegen, torpedieren die Zentrale der Trolle, setzen sie außer Kraft und gründen ein Team von Freiwilligen, die alle Lügen des Staates aufdecken und in den Schulen Medienerziehung einrichten, damit die Jugend auf Propaganda und Lügen richtig reagieren lernt. Doch der „Sieg“ ist fragil, immer wieder wird Johanna angegriffen. Der Erzähler hat sich einer Gesichtsoperation unterziehen müssen, weil der Mob seine Identität im Netz aufgedeckt hat und sich ganz aus dem Internet zurückgezogen.

Was dem Leser  vielleicht als übertrieben oder als ferne Zukunft erscheint, ist beinharte Realität, die schon in den Startlöchern lauert. Ein Roman, der allen, wirklich allen, die noch an eine bourgeoise Sicherheit glauben, dringend zu empfehlen ist. Sicherheit ist nirgendwo, das ist die bittere Conclusio des Romans. Er erinnert in seinem Bedrohungsszenario an Houellebecqs „Unterwerfung“. Das rasante Tempo und der messerscharfe Stil, in dem Michal Hvorecky erzählt, entspricht ganz der Gefährlichkeit des Geschehens. 

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