Oper Graz – Ballett „Sacre!“

Mit „Fieber“ und „Sacre du printemps“ gelingt dem Ballettensemble der Oper Graz ein Paukenschlag und Publikumshit! Mitverantwortlich für den großen Erfolg: Die Grazer Philharmoniker unter Vassilis Christopoulos

„Fieber“ – Musik: Debussy „Prélude à l‘ après – midi d‘ un faune“ und Ravel „Ma mère l’oye“

Foto: Oper Graz/Andreas Etter

Finsternis, dumpfes Grollen, dann Stille. Mit aufkommendem Licht hinkt Faun über die Bühne, dann tauchen aus dem Dunkel Figuren – Menschen? tierische Wesen? – alle in hautfarbigen Overalls auf. Sie wälzen sich lange am Boden – zu lange, da gleitet die Aufmerksamkeit weg und taucht in die wunderbare Musik ein. Zart, zärtlich führt Christopoulus durch diese mythische Welt. Doch dann kommt Aktion in die wälzende, schlurfende Masse. Sie bewegen einen riesigen Klotz, drehen ihn und klettern auf die felsige Plattform. Suchen sie Rettung vor der großen Flut, vor dem Untergang? Warum einige von ihnen nun blau-grüne Dirndel tragen, ist nicht erklärbar. Der Choreograph Louis Stiens, der auch die Kostüme entwarf, schuf gemeinsam mit Bettina Katja Lange (Bühne) ein Untergangsszenarium: Menschen werden zu amorphen Wesen, suchen sich zu retten, doch die Natur rächt sich unbarmherzig. Vielleicht kann man diese Choreographie so deuten oder doch auch ganz anders!

„Sacre!“ Musik: Igor Strawinsky- „Le Sacre du printemps“

Der aus Kuba stammende Choreograph George Céspedes verzichtet bewusst auf den Frühling im Titel. Denn in seiner Interpretation feiert er nicht das Wiedererwachen der Natur. Er inszeniert das „Opfer“. In verschiedenfarbigen Overalls (Kostüme: Judith Adam) formieren sich Kämpfer und Kämpferinnen zu hochakrobatischen Leistungen. In Dreiergruppen oder Duos kämpfen sie um Vormacht, scheinen einen von ihnen als „Opfer“ auszuloten, um in der nächsten Sekunde ihn zum Sieger und den anderen zum Opfer werden zu lassen. Homo homini lupus est in Kämpfen der Straßengangs. Zerstörerisch, wild, explosiv. Die Musik treibt an. Coitus ist Vergewaltigung. Dem Publikum stockt der Atem und bricht am Ende in tosenden Applaus aus, um sich aus der Spannung zu lösen.

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