Grieg, Tschaikowsi. Schostakowitsch. Mahler Chamber Orchestra, Dirigent: Gianandra Noseda
Edvard Grieg: Peer Gynt Suite Nr.1
Gianandrea Noseda führt die jungen Musiker und Musikerinnen des „Chamber Orchestra“ mit Feingefühl und scheut sich auch nicht vor der brühmt-berüchtigten Romantik, wie sie in der „Morgendämmerung“ am Beginn aufzieht. In „Ases Tod“ wagt er alles an Gefühl. Es ist ein leiser Tod, dafür um so schmerzlicher. Kein Aufbegehren. So innig und hingebungsvoll dirigiert hörte man es selten. „In der Wüste“ lässt er die Affen tanzen, bevor Anitras Lockruf Peer Gynt betört. Aufgewacht in der „Halle des Bergkönigs“ hört man leie Hämmern, das immer lauter und heftiger wird bis zum eindrucksvollen Schluss.
Peter Tschaikowski: Violinkonzert in D-Dur op.35

Die große Überraschung: Der junge Geiger Augustin Hadelich. Er spielte auf einer Violine von Giuseppe Guarneri del Gesù aus dem Jahr 1744, einer Leihgabe des Tarisio Trust. Man meinte, dieses berühmte Konzert noch nie so innig und intensiv erlebt zu haben. Weich, geschmeidig lässt Hadelich alle Schmerzen und Freuden („..ich bin so verliebt, wie ich schon lange nicht wahr“ gesteht der Komponist seinem Bruder) der Liebe, auch die Angst vor Entdeckung erleben. Noseda legt mit dem Orchester weiche Übergänge, begleitet die Violine diskret. Hadelich „spielt“ Tschaikowskis Liebesleid, zuerst sanft, nimmt mit der Zeit immer mehr Tempo auf bis zum Schrei der Angst. Dass sein Spiel perfekt, virtuos ist, braucht keiner extra Betonung. Das fulminante Ende des 1. Satzes reißt die Zuhörer von den Sitzen und zu frenetischem Zwischenapplaus – was man sonst nie erlebt, weil verpönt! Nach dem ruhigen 2. Satz folgt der kräftige 3. Satz, der mit dem rasanten Allegro vivacissimo die Stärke und das Vertrauen an das Leben des Komponisten vermittelt. Frenetischer Applaus und standing ovation für Augustin Hadelich im Besonderen, aber auch für Noseda und das Orchester. Als Dank für diese Begeisterung spielt Hadelich noch Variationen eines argentinischen Tangos.
Dmitri Schostakowitsch: 9. Symphonie in Es-Dur op.70
Ein starkes Kontrastprogramm! Schostakowitsch feiert nicht die Befreiung der Stadt Leningrad, sondern klagt den Krieg als solchen, dahinter natürlich Stalin und seine Politik des Grauens an. Eine Todessymphonie, maskiert als absurdes Maskenspiel. Der erste Satz beginnt mit Marschmusik als Spott über Krieg und Kriegsrhetorik. Das „Moderato“ klingt geheimnisvoll bedrohlich, auch wenn dazwischen fröhliche Zwischentöne von Flöte und Oboe zu hören sind. Nach dem starken „Presto“ und einem intensivem „Largo“ mit wunderbarem Posauneneinsatz jagt der Komponist die Musiker in die Schrecken des Krieges im unerbittlichen „Allegretto“.
Frenetischer Applaus und standing ovation für Gianandrea Noseda und das ganze Orchester. Das Publikum dankte für eine Sternstunde im Musikgeschehen!