Serapionstheater im Odeon: Koom Posh

Ideen nach dem Drama „Die Stadt der Gerechtigkeit“ von Lev Lunz und E.B. Lyttons „Das kommende Geschlecht.

Inszenierung: Max Kaufmann, Mario Mattiazzo nach Anregungen von Erwin Piplits.

Aus dem Dunkel des Bühnenhintergrundes kriechen Wesen, langsam, quälend langsam erreichen sie die Mitte und entpuppen sich als eine Horde Wilder, die brüllend und im obstrusen Verrenkungen eine Stadt erobern, in der die Menschen zu gehorsamen Robotern geformt wurden. Es entsteht ein bitterer Kampf, brutale Szenen – man kann die Agilität und den Einsatz der Tanztruppe nur bewundern. Allerdings dauern diese Kampfszenen endlos lang und wiederholen sich mehrmals, was dem Stück eine gewisse Zähigkeit verleiht. Mitten in diesem wilden Treiben gibt es eine Sequenz, die an die Zeiten des Serapionstheater von früher erinnert: Einer der Robotermenschen mit vier Gesichtern und einer Lunte am Hinterteil, die langsam abbrennt, tanzt versonnen vor sich hin. In dieser Szene kann sich der Zuschauer ein wenig „ausruhen“ von dem all zu heftigen Kampfgetümmel. Am Ende ist die Stadt der Roboter kaputt, die Wilden ziehen weiter. Aus dem Off zitiert eine Stimme einen Text, in dem es heißt: „Das ist nicht der Morgen, auf den wir gewartet hatten.“ Wenn ein Interpretation erlaubt ist, dann etwa diese: Revolutionäre jeglicher Art sind nicht fähig, eine sinnvolle Gemeinschaft zu bilden. Sie zerstören auf ihrem Eroberungszug alles, was ihnen im Weg steht. Aber auch Menschen, die in einem Kadavergehorsam zu Robotern werden, bilden ebenfalls keine funktionierende Gemeinschaft. Eine ziemlich pessimistische Sicht der Welt, die da auf die Bühne gebracht wird.

Noch zu sehen bis 19. Februar 2022

http://www.odeon-theater.at