Mit: Petra Morzé – Lesung. Romana Amerling und Michael Schade -Gesang. Bela Koreny: Klavier und Moderation
Karl Kraus war kein angenehmer Zeitgenosse, unbarmherzig geißelte er Sprach-Dummheiten und andere Betisen. Seine erklärten Gegner waren unter anderem Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, Sigmund Freud – also die gesamte Literatur- und Psychoszene, erklärte Bela Koreny in seiner Anmoderation. Und Petra Morzé, passend zum kritischen Geist des Autors, im flammend roten Kleid, warf ins Publikum die ersten flammenden Kritiken gegen die Journaille als Kriegstreiber und Sprachverhunzer. Selbstbewusst verkündet Karl Kraus: „Wer gegen mich ist, wird ignoriert!“
Danach aber wurde es erst einmal operettengemütlich. Unter Korenys flinker Klavierbegleitung sang Michael Schade Lehars ins Herzen gehende „Schlager“ wie; „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Gern hab ich die Frauen geküsst, hab nicht gefragt, ob es gestattet ist“ Heute würden die Frauenmoralistinnen sich heftig gegen so einen Kerl wehren, der nicht einmal fragt! Gott sei Dank ist ihnen diese Operette („Paganini“) noch nicht in ihr Schussfeld geraten! Romana Amerling antwortete mit Kurt Weills Song: „Es war eine Nacht, da hab ich mich dir willig hingegeben“ und bringt damit Baratmosphäre ins Geschehen. Ihre zarte Erscheinung und ihr weicher Sopran waren ein angenehmer Gegensatz zu Schadens männlichem Selbstbewusstsein. Allerdings fragte man sich, wozu die beiden mit diesen tollen und starken Stimmen mit Microport singen mussten. (Wenn sie forcierten, dann hörte sich das unangenehm übersteuert an). Für Heiterkeit sorgte Petra Morzé mit Karl Kraus` „Ballade vom Papagei“ Verwundert stellt man fest: Der Kerl hatte auch Humor!
Nach der Pause wurde es um einen Deut schummriger. Dafür sorgte Romana Amerling mit ihrer zauberhaft-zarten Interpretation von „In einem kleinen Café in Hernals“. Ganz verliebt taten Schade und Amerling bei dem bekannten Duett „Im Prater blühen wieder die Bäume“ und Morzé löste die romantische Stimmung rabiat auf mit dem urkomischen Text über die Vermarktung bekannter Goethetexte. Wie aus „Röslein rot“ ein „Höslein weiß“ wird, ist wohl eine der Speespitzen des Krausschen Humors. Etwas verwundert hörte man Schuberts „Am Brunnen vor dem Tore“, zu dem Schade das Publikum zum Mitsingen aufforderte. Etwas mehr als Summen kam nicht zustande. Als Zugabe intonierte Schade „Hast du da droben vergessen auf mich?“ Brach aber nach ein paar Noten ab, er wollte wohl Heintjes Lieblingssong nicht Konkurrenz machen. Romana Amerling dagegen verabschiedete sich mit Willy Forsts Herzenbrechersong „Du hast Glück bei den Frauen, bel ami..“
Ein beglücktes Publikum bedankte sich mit viel Applaus!