Regie: Janusz Kiza, Kostüme und Bühne: Karin Fritz
Da sitzen sie nun, unglücklich alle – siehe Foto oben. Der Wiener hat dafür einen besonderen Ausdruck „bedroppelst“ , weniger als unglücklich, mehr als verdutzt. Verdutzt darüber, dass nicht die Liebe das Sagen hat, sondern das Geld. Die Liebe, ja die ist ordentlich in Verruf gekommen, heute noch mehr als zu Zeiten Goldonis. Der machte sich noch gehörig lustig über die Einfaltspinsel, die an die Liebe glauben. Aber wie kommen sonst noch Ehen zustande? -Damals wie heute: durch geschäftliche Absprachen. Die Liebe soll es ja geben, sagen die Lieder, besonders die italienischen. Aber das ist alles nur romantische Masche.
Dem Regisseur Janusz Kiza gelingt es, zwischen Komik und Tragik die Balance zu halten. Auch wenn am Ende keine der Figuren glücklich wird und man eigentlich darüber weinen könnte, muss man doch immer wieder schmunzeln. Wir – das Publikum – lachen, weil wir entweder solche Liebesfallen selbst schon xmal erlebt haben oder weil wir uns über die in ihr Unglück sehendes Auges stolpernden Figuren erhaben fühlen und uns über deren Uneinsichtigkeit und Dummheit amüsieren. Wie auch immer – dem Publikum gefällt es, wenn die Figuren da oben alle aus Liebe leiden. Il grande amore gibt es nur im Schlager, der vom Diener Cecco – bravourös von Marcello de Nardo – geträllert wird. Er leidet am allerwenigsten. Denn er hat genug mit seinem nervigen Herrn zu tun: die Gläubiger abwehren, Koffer ein-, Koffer- auspacken. Von Liebe weiß er nur ironischerweise zu singen. Vom Leiden dieses Gefühslwirrwarrs bleibt er verschont. Anders Brigida, die Sofe Giacintas (urkomisch Katharina Klar). Sie scharwenzelt entzückend und vergeblich um den knochentrockenen Diener Paolo (Markus Kofler) herum.
Doch Gefühlskälte gibt auch keine Sicherheit – Constanze bleibt allein, aber wirkt eher verlasssen in ihrem Panzer( Martina Stilp überzeugt in Egozentrik und Gleichgültigkeit.) Sie verheiratet ihre Nichte Rosina (spitze Larissa Fuchs!) in aller Heimlichkeit an den Tölpel Tognino – Matthias Franz Stein zeigt in dieser Rolle sein komisches Talent – doch glücklich sind die wahrlich nicht. Den Gipfel der Ungkückspaare bilden Vittoria (Paula Nocker) und Guglielmo (Alexander Absenger). Sie liebt ihn, aber er liebt Giacinta (Juliette Larat). Aber diese ist aus finanztechnischen Gründen Leonardo (Claudius von Stolzmann) versprochen. Mit Bravour legen die Vier dieses Liebeswirrwarr hin. Die schwierigste Rolle hat wohl Giacinta – sie soll die Moral überzeugend hochhalten, was nicht immer gelingt. Drahtzieher und Sire in dieser Intrige ist Fulgenzio (André Pohl) – perfekt zwischen Perfidie und treuherzigem Freund des stillen Genießers Filippo, der von allen ausgenützt und etwas naiv ist – Marcus Bluhm ist darin perfekt. Das übliche Buffopaar bilden Sabina, die reiche Witwe – mit Selbstverleugnung großartig: Marianne Nentwich. Raphael von Bargen brilliert als ihr schleimiger, erbschleichender Liebhaber Ferdinando.
Wieder einmal mehr zeigt das Ensemble der Josefstadt unter der klugen Regie von Janusz Kiza seine Spielfreude! Ein Wort noch zum Bühnenbild: Karin Fitz hat eine witzige Variante für das in jeder Komödie unerlässliche „Tür auf Tür zu“, gefunden: Statt Türen schlagen, von einem Zimmer ins andere rennen, lässt sie Szenen- und Figurenwechsel durch eine verschiebbare Rollwand geschehen. Das gibt dem Geschehen Witz und Schwung. Die Kostüme sind einfallsreich, genau auf den Charakter der Person zugeschnitten.