Text: Tom Stoppard, Deutsch von Daniel Kehlmann, Regie: Janusz Kica, Bühnenbild und Kostüme: Karin Fritz
Tom Stoppard schrieb eine Art „Theaterdoku“ über das Schicksal zweier jüdischer Familien, vier Generationen umspannend, beginnend in den Jahren 1870, endend in den späten 1950er Jahren. Zu Beginn wird groß gefeiert, fast alle Mitglieder sehen optimistisch in die Zukunft. Besonders Hermann Merz, Chef der gutgehenden Textilfabrik Merz, hat allen Grund zur Freude und Optimismus: Die Geschäfte gehen gut, ob Jude oder Nichtjude spielt gesellschaftlich und wirtschaftlich keine Rolle. Wien ist eine aufstrebende Metropole der Kunst und Wissenschaft, Freud, Klimt, Mahler sind Namen, die man wie selbstverständlich bemüht. Ein Klimtporträt hängt im Salon. Aber Hermann Merz und die Seinen sehen die drohenden Zeichen am Horizont nicht aufkommen. Herbert Föttinger spielt diesen selbsticheren Pater familias und erfolgreichen Chef der Firma mit Autorität und Charme. Nur einer in der Gesellschaft ahnt oder weiß, dass Juden in der Welt kein sicherer Platz gegönnt ist: Ludwig Jakobowitz (Ulrich Reinthaller) ist der Realist in der Gruppe, dem aber niemand wirklich zuhört.
Der Vorhang fällt, und wenn er aufgeht, sind Jahre vergangen. Die Familie ist deutlich dezimiert und lebt zusammengepfercht in einem Raum. Als ein „Zivilist“ (Joseph Lorenz) eintritt, ist das Schicksal der Familie besiegelt: Hart, ohne Mitgefühl, gefährlich leise registriert der Beamte der neuen Partei die Namen der Anwesenden, gibt ihnen eine Viertelstunde Zeit, um einen kleinen Koffer zu packen. Danach werden sie in verschiedene Lager abtransportiert – eine der eindrucksvollsten Szenen dieses Abends
Wieder viele Jahre später: Österreich in den 1950er Jahren. In der kahlen ehemaligen Wohnung der Familie treffen sich die letzten drei Überlebenden aus der Familie. Alle anderen sind in Konzentrationslagern umgekommen oder haben Selbstmord begangen.
Der Vorhang fällt, und das Publikum zögert eine gespürte WEile mit dem Applaus. Jeder fragt sich wohl: kann man, darf man nach diesem bedrückennden Ende applaudieren. Natürlich gibt es Applaus! – Für die beeindruckende Leistung des ganzen Ensembles.