Eine lieblose Komödie nach Ben Johnson und Stefan Zweig. Spielfassung Sam Madwar
Herrlich böse! Herrlich geistreich! Herrlich komisch! Mit einem Wort: Bestes Theater! Damit ist eigentlich schon alles gesagt, und der geneigte Leser möge flugs hingehen und sich dieses kostbare Relikt aus einer Zeit, als man noch wusste, was Theater bedeutet, ansehen. Kein verkopftes Regietheater! Kein Moralgequatsche. Einfach ein Spiel mit Hinter- und Vordergründen und einer klaren message: Leute amüsiert euch, denn gerade werden euch eure eigenen Fehler unter die Nase gerieben und ihr merkt es nicht.
Ben Jonson (1572 – 1837) war ein Saufkumpan Shakespeares. Im Unterschied zu diesem schrieb er Komödien à la terre par terre – also über Leute wie du und ich. Könige und Adelige interessierten ihn nicht, wenngleich dort oben diesselben Schweinerein passierten wie in den unteren Schichten. Stefan Zweig fand Gefallen an diesem hinterfotzigen Ben Jonson und bearbeitete den „Volpone“, rückte ihn mit ein paar Feinstrichen in die Nähe der Commedia dell arte.
Mit einem Superensemble und einem aus der Zeit herausgeschnittenen Bühnenbild gelingt Sam Madwar schlichtweg ein Theaterhit! In einem pompösen Himmelbett bereitet sich Volpone auf seine Sterbeszene vor. Wenn ein Reicher stirbt, dann stellen sich die Erbschleicher ein, die Volpone gründlich ausnimmt. Die würden ja alles geben, um als Haupterben im Testament zu stehen. Der eine führt Volpone seine eigene schöne Ehefrau zur geflissentlichen Bedienung zu, der andere enterbt seinen eigenen Sohn. Unterstützt von seinem flinken Diener Mosca gelingt es dem schlauen Fuchs, alle als Verlierer belämmert dastehen zu lassen. Am Ende glaubt man schon, dass Mosca ihn an Durchtriebenheit übertrumpft – aber es kommt anders.
Das Ensemble spielt in Höchstform: Johannes Terne verleiht dem Volpone eine souveräne Schlauheit. Obwohl er alle hinters Licht führt, bleibt er ein sympathsicher Schlauberger. In der Doppelrolle als Richter übertrifft er sich nochmals. Ihm zur Seite steht Mosca. Sebastian von Malfèr ist ein junger Springinsfeld, eine Figur aus Goldonis Komödien: ebenso durchtrieben schlau wie sein Herr, aber das letzte „Oitzerl“ fehlt und er hat am Ende das Nachsehen. Alle Figuren, einschließlich Diener und Gerichtsschreiber sind perfekt besetzt:
Randolf Destaller als mieser Notar, Christian Brückner als gieriger und eifersüchtiger Ehemann. Viktoria Hübsch ist seine verhuschte Frau, Peter Fuchs ein abgrundtief hässlicher und mieser Corbaccio, Benjamin Spindelberg der doofe Haudegen, Ildiko Babos eine unverschämte Hure, Florian Lebek ein bescheuerter Oberst, Robert Max Elsinger: Diener und Schreiber, Ulrike Hübl ist als Magd und Wachmeister gleichermaßen einfältig. Mit so einer tollen Truppe ergibt sich ein Theater, von dem man nicht mehr zu träumen braucht, – da ist es!
Theater Scala, Wiedner Hauptstraße 108. Info: 01/544 20 70