Eine Produktion von Musicbanda Franui. Lesung: Nicholas Ofczarek
Komposition und musikalische Bearbeitung: Markus Kraler, Andreas Schrett. Textfassung: Tamara Metelka, Andreas Schrett. Licht: Paul Grilj
Der 1984 erschienene Roman von Thomas Bernhard „Holzfällen“ war DER AUFREGER des Jahres. Klagen wurden eingebracht, Personen aus der Wiener Bussigesellschaft meinten sich wiederzuerkennen. Auslieferungsverbot wurde verhängt. Heute sind die Namen „Schall und Rauch“ und niemand regt sich mehr auf. Vielmehr amüsiert man sich über Bernhards scharfe Zunge und entblößende Charakterisierungen. Vielleicht fühlt sich der ein oder andere auch unangenehm touchiert…kann ja sein, aber eher unwahrscheinlich.
Nun haben sich zwei zusammengetan, die für eine „Lesung“ des Romans ideal sind -wobei „Lesung“ das falsche Wort ist. Nicholas Ofczarek las nicht, er spielte den Ich-Erzähler, die Figur des Auersberger und die Schickeria. Mit seinem Gefühl für Timing, Wortmächtigkeit und Macht über den Text führte er spielerisch und leichtfüßig, ironisch und nie langweilig durch den Roman, der nicht so ganz leichte Kost ist. Aufregend und keinesfalls nur als Begleitung spielten die Mitglieder der Musicbanda Franui auf. Oft einen schrägen Trauermarsch – passend zum Text, der ja viel vom Begräbnis einer Schauspielerin und Tänzerin erzählt, die sich erhängt hatte. Wenn Thomas Bernhard seine spöttisch-vernichtenden Wortkaskaden über Wien, das Burgtheater, die Burgtheaterschauspieler und gleich auch in einem Zug über das traurige Los der Burgtheaterdirektoren ergießt, dann hüpft, trällert die Musik so zwischen Heurigenseligkeit, Walzer und was halt so zur „guten Unterhaltung“ einer künstlich-pseudokünstlerischen Abendgesellschaft gehört.
Ein Abend, den das Publikum im ausverkauften Burgtheater mit Begeisterungsstürmen quittierte. Es sind Kaliber wie Nicholas Ofczarek, Philipp Hochmair oder Nils Strunk, die das Haus bis zum letzten Platz füllen. Sie sind „Rampensäue“ (keine Beleidigung, sondern ein großes Kompliment), die am besten arbeiten und wirken, wenn ihnen kein Regisseur oder Bühnenbildner dreinredet. Die Schlussfolgerung mag jeder Leser selbst daraus ziehen.