Ein Romanerstling, der einiges verspricht., Wenn die Autorin einmal ihre ausufernde Sprachphantasie in etwas kontrolliertere Bahnen lenkt, dann darf man in Zukunft einige aufregende Texte von ihr erwarten.
Deutschland, Mitte des 19. Jh., im Erzgebirge. Dort wohnt der Orchideenforscher Anselm – noch immer bei seinen wohlhabenden Eltern. Er ist von der Idee besessen, die seltene Orchidee, den „Stern von Madagaskar“, als Erster zu finden und zu botanisieren. Dabei treiben ihn wissenschaftliche Neugier und die Sucht nach Ruhm an. Also bricht er zu der Insel im Indischen Ozean auf. Auf dem Schiff findet er einen Interessensgenossen, den Engländer Lendy. Gemeinsam starten sie die gefährliche Expedition in den Osten der Insel. Dabei hat der Leser genügend Gelegenheit, die blühende Phantasie der Autorin zu bewundern. Wie sie die Insel in aller Exotik, Buntheit und Gefährlichkeit schildert, das zeugt von eindrucksvoller poetischer Kraft Allerdings werden einzelne Passagen ermüdend lange ausgedehnt – eine Kritik, die für das ganze Buch gilt-. Anselm findet wie in einem totalen Sinnesrausch die Orchideen in der vollen Blühphase, dazu noch die seltene Sobralia, die eine ganze Wiese bedeckt. Er verfällt in einen totalen Rausch, den Lendy nicht nachvollziehen kann. Mühevoll kehren sie mit den seltenen Exemplaren beladen in den Hafen zurück und besteigen das Schiff, das sie nach Deutschland zurückbringt. Auf dem Schiff gehen einige wertvolle Exemplare der Orchideen verloren und Anselm wird durch den Schock schwer nervenkrank. Nach der Entlassung aus der Nervenheilanstalt und einer kurzen Zwischenzeit als Professor an einer deutschen Universität fährt er zu einem Orchideenkongress in London, wo ihn geheimnisvoller Botaniker auf die Fährte einer seltenen Orchidee in China setzt. Dass das alles nur eine Finte war, um Anselm zu blamieren und aus London wegzulocken, erfährt er zwar später. Doch da ist er schon auf dem Weg nach China. Dort gelangt er in ein abgelegenes „Färberdorf“, wo die Bewohner aus einer seltenen Orchidee Stoffe blau färben. Es hat den Anschein, als ob der Wirrkopf und Phantast Anselm endlich angekommen ist.
Der Stil ist ein Gemisch aus banalen Schilderungen (Kutsche besteigen, Koffer packen), langen wissenschaftlichen Abhandlungen und phantasievollen Schilderungen von Landschaften und Traumsequenzen.
Mit diesem Roman muss man Geduld haben, ihn „kommen lassen“ oder besser: sich auf ihn einlassen. Eilige Leser werden ihn bald weglegen.