Choreographie: Vesna Orlic
Wie einst in alten Wochenschauen fährt auf der Leinwand in großen, altmodischen Lettern den Zuschauern förmlich in die Augen und mit bombastischer Musik in die Ohren: „Volksoper präsentiert…Peter Pan“. Und schon fühlt man sich an die eigenen Kindertage erinnert, wo man gebannt auf die Filmleinwand blickte, wenn die Wochenschau oder eine Filmproduktion angekündigt wurde. Unvermeidlich tauchen Fragen auf: Wie wird sich die Volksoper in der kommenden Saison präsentieren? Werden solche Abende, wie eben dieser, voller Leichtigkeit, Kindlichkeit und feinem Humor noch zu erleben sein? Denn die Volksoper war unter Robert Meyer all die Jahre ein Ort, wo man vor dunkeldrohender Langeweile, wie sie uns jetzt das Volkstheater, die Burg und auch in jüngster Zeit die Oper beschert, sicher war. Das heißt aber nicht: In der Volksoper sah man nur leichte Kost. Das auch, aber immer super verpackt. Und man sah auch Unvergessliches, wie jüngst den „Rosenkavalier“ oder „Lady in the Dark“, um nur die beiden stellvertretend für viele intensive Abende zu nennen.
Nun also „Peter Pan“ nach dem Buch von J.M. Barrie, unter dem ausgezeichneten Dirigat von Wolfram-Maria Märtig(Musik von Korngold bis Mancusi bunt gemischt) und mit berauschend schönen Bühnenbildern und Kostümen von Alexandra Burgstaller. Sie blätterte mit Lust, Humor und Einfallsreichtum in alten Bilderbüchern. Etwa gleich mit dem ersten Bild: Ein Kinderzimmer mit einem Rundbogenfenster, durch das eine alte Stadt und ein dunkler Nachthimmel hereinleuchtet. Von hier holt Peter Pan die Kinder ab und entführt sie auf die Trauminsel „Niemandsland“. Einen besseren Peter als Keisuke Nejime hätte man wohl kaum finden können: Man nimmt ihm die kindliche Leichtigkeit ab, er schwebt mit ungeheuren Sprüngen durch die Luft (nicht immer nur am Seil!). Sein Schatten ist Gleb Shilov und der steht ihm um Nichts an Sprungkraft und Talent nach. Wie überhaupt das ganze Ensemble in Hochform ist – man spürt den Drang, in der letzten Vorstellung besonders gut sein zu wollen!). : Barbara Brigatti war eine bezaubernde Tinker Bell, Olivia Poropat eine hinreißende Tigerlilly. Zu den witzigsten Szenen zählten die Auftritte des Captain Hook (László Benedek). MIt Holzbein, Rüschenhemd und Armprothese tanzte er den ironischen Spiegel seiner Figur mit hintergründigem Humor, begleitet von dem plump-witzigen Mr. Smee (Roman Christyakov) und den tölpelhaften Piraten. Ein weiterer Höhepunkt war die Indianerszene mit dem Tanz der Tigerlilly (Olivia Poropat), der zwischen „Tanz der Sieben Schleier“ und Schamanenbeschwörung oszillierte. Bezaubernd auch die „Verlorenen Kinder“ – der Kinderchor der Volksoper, die allesamt wie süße Waldschratten aussahen.
Unerwähnt soll nicht das liebevoll gestaltete Programmheft bleiben! Unbedingt aufheben!
Begeisterter und langer Applaus!