Titelfoto: Rebecca Horner und Lourenco Ferreira in „lux umbra“
Musikalische Leitung des Orchesters der Volksoper Wien: Gerrit Prießnitz
24 préludes
Musik: Fre´deric Chopin in der Orchesterfassung von Jean Francaix
Choreographie: Alexej Ratmansky
Langssam kristallisiert sich der Weg des Ballettchefs Martin Schläpfer heraus: Er setzt auf Bestätigung, ja auch in gewisser Weise auf Rettung des klassischen Balletts. Die meisten Ballettabende werden im Dreierkombination inszeniert und legen den Schwerpunkt auf die Klassik, inspiriert und erweitert durch neues, ungewöhnliches Repertoire.
Alexej Ratmanskys Chorographien stehen für Eleganz und schwebende Leichtigkeit. Es sind vor allem die Tänzerinnen, die das neue Bewegungsvokabular einbringen. Sie „entfalten sich“ im wahrsten Sinn des Wortes „in den Raum“ durch Überbetonung der Arme. Gerne unterbricht Ratmansky die strenge Klassik durch eine kurze Slepstickgeste. Für notwendige Hochdramatik – denn nur Eleganz wirkt schnell einschläfernd – sorgen Rebecca Horner und Marcos Menha. Für flotte Leichtigkeit Aleksandra Liashenko und Denys Cherevychko.
lux umbra, Uraufführung/ Auftragskomposition von Christof Dienz
Die wohl interessanteste Choreographie des Abends zeigte Andrey Kaydanovsky. Mit den spektakulären Kostümen von Karoline Hogl und der ungewohnten, aber spannenden Musik von Dienz brachte er eine getanzte Fassung des Höhlengleichnisses von Platon auf die Bühne.
Zum Höhepunkt des Abends gehört die Szene mit Rebecca Horner und Lourenco Ferreira. Der fächerartige Rock des Tänzers umschlingt die weibliche Figur, die durch die Bandagen wie in Gliedmaßen zerteilt wirkt.Dramatik pur!
in sonne verwandelt/uraufführung
Martin Schläpfer hat sich mit dem Klavierkonzert Nr. 4 von Ludwig van Beethoven selbst ein Geschenk bereitet. Denn – so betonte er während der „Ballettwekstatt“ – für ihn zähle es zu den inspirierendsten Musikwerken überhaupt. Seine Begeisterung manisfestierte er in dem Titel „in sonne verwandelt“. Allerdings konnte ich die Verbindung vom Titel zu Bühnenbild (Markus Spyros Berterman) und Kostümen (Helene Vergnes) nicht herstellen.
Sinnlich langsam und elegant tanzt das Ensemble in gekonnter Perfektion, nur hin und wieder durch kurze dramatische Szenen unterbrochen. Alles sehr bedeutungsvoll, vielleicht, aber letztendes doch ein wenig ermüdend. Fein und erhellend (Titel!?) das Klavierspiel von Johannes Piirto und das Dirigat von Gerrit Prießnitz.