les sylphides (Titelfoto)
Musik: Frédéric Chopin. Choreographie: Michel Fokine. Bühne und Kostüm: Darko Petrovic
„Im Ballett entdecken wir den Flug der Träume wieder, die seltsame Leichtigkeit , die uns im Schlaf geschenkt wird“, interpretierte Michel Fokine (1880-1942) seine Choreographie zu dem Ballett (zitiert aus dem Programm). Er legte mit diesem romantischen „Ballet Blanc“ den Grundstein für das symphonische, romantische Ballett des 20. Jahrhunderts.
Man ist sofort vom Bühnenbild verzaubert: Die elfenartigen Wesen ganz in Weiß schweben in spiegelgleichen Formationen durch einen blauen Wald, leicht wie Blumen, die der Wind zu Bouquets zusammen- und wieder auseinandertreibt. Es ist eine rein weibliche Welt, die von einem jungen Mann (Massayu Kimoto) in tiefer Verzauberung erforscht wird. So tanzt er abwechselnd mit Elena Bottaro, Olga Esina. Ionna Avraam, Sveva Gargiulo, Sinthia Liz, alle von schwebener Leichtigkeit, in die der Zuseher gerne eintaucht. Hervorzuheben ist auch das Corps de Balletts, das gleichsam mit Gruppenbildern, die aud dem Rokoko stammen könnten, dem Ganzen malerisch-verspielten Charme verleiht. Die zärtlich-leichte Musik von Chopin tut ihr Übriges, um den Zuseher voll und ganz mitzunehmen.
eden Uraufführung.
Choreographie: Adi Hanan, Bühne Michael Seibert, Kostüme: Maya Bash.
Musik: Franz Schubert: 1. und 2. Satz „Der Tod und das Mädchen“ und „Spiegel im Spiegel“ für Violine ( Anne Harvey Nagl) und Klavier (Chie Ishimoto) von Arvo Pärt
Vier Frauen, vier Männer suchen jeweils das andere Geschlecht mit geschlechtertypischen Bewegungen anzulocken, zu überzeugen. Frauen locken mit typisch weiblichen Mitteln, wackeln mit den Hüften, heben ihre Röcke und zeigen provokant ihr Hiterteil. Es wirkt! Die Männer mit provokantem, Muskel zeigendem Gehabe fallen auf die Frauen herein und „nehmen“ sie. Heftig! Und das sinnig zu Schuberts „Der Tod und das Mädchen“. Geschlechterkampf tödlich? Ada Hanan ist aktive Tänzerin im Staatsballett und präsentiert mit „eden“ ihre erste Choreographie. Ihr Thema – die Vertreibung aus dem Paradies und der Verlust der Unschuld.
Während sich die vier Paare an dem Thema der Sexualität und gechlechterspezifischen Bewegungforman abtanzen, befreit sich im Hintergrund das Paar Adam und Eva wie aus einer Eischale. Sie (Claudine Schoch) und Er (Marcos Menha) tanzen einen nicht endenden pas de deux, der alles von ihnen abverlangt: Kraft, Energie und Akrobatik. Zur atemberaubenden, sich ewig wie im Kreis wiederholenden Musik von Arvo Pärt – Klavier und Violine zaubern einen eigenwilligen, fremd klingenden Raum – ertanzen sie ihre Möglichkeiten nach der Vertreibung aus dem Paradies. Beide mit fast schäbig wirkenden beigen Shorts und weißerm Shirt sind Alltagsmenschen, Eva und Adam und das Paradies haben sie hinter sich gelassen und müssen sich mit der Welt, wie ist, auseinandersetzen. Großartig getanzt! Und der Geigerin Anne Harvey -Nagl und der Pianistin Chie Ishimoto gebührte der Extraapplaus!!
jeunehomme
Choreographie Uwe Scholz. Musik: Mozart, Konzert für Klavier und Orchester Nr.9, „Jenamy“. Klavier: Johannes Piirto
Für Verwirrung sorgt der Titel: Jeunehomme – junger Mann? Das Rätsel löste sich erst nach der Lektüre verschiedener Briefe Mozarts, die er mal an „Madmoiselle Jeunehomme“, dann wieder an „jenamy, oder jenomy“ addressierte. Es war wohl Louse Victoire Jenamy gemeint.
Uwe Scholz wusste zur Zeit der Kreation des Balletts 1986 noch nichts von dieser Erklärung. Als Karl Lagerfeld Bühne und Kostüme entwarf, mag wohl eine Anspielung an einen jungen Mann eine Rolle spielen. Er schuf als Bühnenhintergrund den Scherenschnitt einer Pianistin, die Oberteile der Kostüme sind wie Klaviertasten gemustert. Musik und der junge Mann – in dem Fall Davide Dato, der mit seinem Solo aus einer Reihe seiner berühmten Sprünge begeistert – machen den Anfang. Nach dem Allegro tanzen Ioanna Avraam und Marcos Menha ein bezauberndes Andantino und Kiyoka Hashmoto mit Alexej Popov das Rondo und Menuett aus dem 3. Satz. Das Enssemble glänzt durch exakte Schrittkombinationen und elegante Hebefiguren. Der Pianist Johannes Piirto sorgte für den typischen „Mozartsound“.
Eine interessante Mischung quer durch die Ballettgeschichte des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Abwechslungsreich in der Musik- und Themenwahl, interessant und spannend durch die homogene Leistung des ganzen Ensembles.
Viel Applaus!