Wer war diese Frau?

Zwei aktuelle Events geben Auskunft. In der Ausstellung im Unteren Belvedere werden ihre Bilder und die ihrer Freunde gezeigt. Und im Gartencenter Donati in Pressbaum bereitet die Gruppe „Kunstspielerei“ amüsante Szenen aus ihrem Leben auf.

Broncia Koller-Pinell heißt diese geheimnisvolle Frau und sie war eine erfolgreiche Malerin .

Anton Faistauer malte sie 1917. (Titelbild) Es zeigt ein ruhige, besonnene Frau, der Blick richtet sich zwar auf den Betrachter, aber die Gedanken sind nach innen gerichtet.

Was diese Frau heute so interessant macht, sind nicht nur ihre Bilder, sondern vor allem ihre unglaubliche Karriere als Malerin. Geboren 1863 in Sanok (Galizien) und aufgewachsen in einer reichen, gutbürgerlichen jüdischen Familie, wurde ihr Talent als Malerin von der Familie gefördert, aber eine professionelle Ausbildung an einer Akademie wurde den Frauen damals strikt verwehrt. Doch Broncia Pineles, nach ihrer Ehe mit Hugo Koller, einem tüchtigen, reichen Geschäftsmann, dann Koller-Pinell, war zielstrebig, begabt und fand ihren Weg.. Mit 27 Jahren wurden ihre Werke bereits im Wiener Künstlerhaus und im Münchner Glaspalast ausgestellt. Als Gustav Klimt einige ihrer Bilder in seine Künstlergruppe aufnahm, war sie am Höhepunkt ihrer Karriere. Ihre Bilder zeigen die verschiedenen Einflüsse dieser Zeit: Impressionismus, Sachlichkeit, Wiener Werkstätte.

Sie führte mit ihrem Ehemann und den Kindern Silvia und Rupert in Oberwaltersdorf ein offenes Haus. Auch in den schwierigen Jahren des 1. Weltkrieges betreute und bewirtete sie Gäste wie Sigmund Freud, Gustav Klimt und Egon Schiele – so ziemlich alle bekannten österreichischen Künstler und Intellektuelle dieser Zeit.

„Sommer 1918, als Egon Schiele Broncia Koller-Pinell traf“

nennt sich das Stationentheater, das von Beatrice Gleicher und Erhard Pauer in der Gärtnerei Donati in Pressbaum inszeniert wurde und bis Ende Mai zu sehen ist. Szenen im Haus in Oberwaltersdorf, im Atelier Schieles und Klimts beleuchten das Leben der Malerin. Beatrice Gleicher spielt die „Grande Dame„, Salonière, Malerin und Mäzenin Broncia Koller-Pinell. Mit ruhiger Hand lenkt sie ihren Ehemann (Peter Faerber), den Sohn Rupert (Florian Stanek) und die Dauergäste Anna Mahler(Anna Zagler) und Egon Schiele (Paul Graf) durch die letzten Tage des Krieges, treibt echten Kaffee und frisches Brot auf, ist also Nähr- und ZIehmutter in einem. Immer wieder kehrt sie im Gedanken an frühere Zeiten zurück, erzählt von ihren Erfolgen als Malerin, erinnert sich an ihre Freundschaft mit Gustav Klimt und Egon Schiele, schlichtet Streitigkeiten zwischen Oskar Kokoschka und Egon Schiele. All das spielt sich zwischen dem „Salon“ (im Haus Donati) und dem Glashaus ab, das als Atelier umfunktioniert wurde.

Die Zuseher pendeln zwischen Zeiten und Orten hin und her. Vom Salon der Familie geht es immer wieder durch den Garten ins Glashaus, das je nach Bedarf einmal das Atlier Schieles, dann wieder das Gustav Klimts ist. Rasch wechselnde Szenen und Zeitensprünge verlangen ein gewisses Vorwissen des Publikums. Anspielungen auf Adolf Loos, Sigmund Freud, Alma Mahler und Oskar Kokoschka müssen rasch eingeordnet werden. Das macht die Aufführung locker, aber manchmal auch etwas unruhig. Beatrice Gleicher beherrscht souverän die Szenerie, sieht dem kindisch tobenden Jungvolk gelassen zu. Das „Jungvolk“ sind Anna Mahler , die kokett und hektisch um Rupert herumscharwenzelt. Sie zieht das Haus Koller dem ihrer Mutter, Alma Mahler, vor. Hier fühlt sie sich willkommen. Der Dritte im Bunde der Jungen ist Egon Schiele. Seine künstleriche Entwicklung als Junggenie wird in köstlichen Szenen gezeigt: Etwa, wenn er das Gustav Klimt seine Zeichnungen vorlegt und vor dem Urteil des großen Meisters bangt. Der erkennt sofort das Ausnahmetalent. Peter Faerber gibt einen humorigen, kauzigen Klimt ab.:

Peter Faerber als Klimt (li) und Paul Graf als Egon Schiele (re). Foto: Silvia Matras

Ausstellung und Theaterstück ergänzen einander. Es empfiehlt sich, zuerst die Ausstellung anzusehen, weil einige Szenen, die Broncia gemalt hat, eins zu eins im Stück wiedererkennbar sind – etwa, wenn Schiele den Ehemann Hugo Koller zwischen vielen Büchern malt.

http://www.belvedere.at Die Ausstellung „Broncia Koller-Pinell“ ist noch bis um 8. September 2024 in der Orangerie im Unteren Belvedere zu sehen.

„Sommer 1918, als Egon Schiele Broncia Koller Pinell traf“ ist noch bis Ende Mai in der Gärtnerei Donati, Weidlingbachstraße 5, Pressbaum zu sehen. Nähere Informationen unter:

http://www.kunstspielerei.com