Wiener Konzerthaus: Mahler, Symphonie Nr.8. Wiener Symphoniker unter Philipp Jordan

Zwei Gründe mögen ausschlaggebend gewesen sein, dieses monumentale Werk aufzuführen: Die Wiener Symphoniker feiern ihr 125 – jähriges Wirken und Philipp Jordan seinen 50. Geburtstag. Der Nochchefdirigent der Wiener Staatsoper dirigiert das Orchester, das er viele Jahre leitete.

Als Gustav Mahler 1907 -1910 diese eigenartige Symphonie komponierte, war seine über alles geliebte Tochter Maria Anna mit vier Jahren an Diphterie gestorben. In der Ehe herrschte Krisenstimmung, Alma hatte ein Verhältnis mit dem jungen Architekten Walter Gropius begonnen. Mahler selbst war zuvor von einer intensiven Schaffenskrise bedroht. Sich mit diesem Monumentalwerk daraus zu befreien, muss eine übermenschliche Kraftanstengung und zugleich Lösung von den irdischen Übeln, in denen er sich gefangen sah, gewesen sein. Die Uraufführung 1910 in München war ein durchschlagender Erfolg. Richard Wagner, Thomas Mann und die ganze musikalisch interessierte Elite waren anwesend und klatschten euphorisch Beifall.

Philipp Jordan©Amar Mehemdinovic

Das Werk ist alles, nur keine Symphonie. Eher eine Mischung aus Oper, Oratorium und Theater. Von den Kritikern wurde und wird es wegen der überdimensionalen Besetzung die „Symphonie der Tausend“ genannt. Über 300 Mitwirkende hatte Philipp Jordan zu koordinieren und zu „bändigen“ – was eine übermenschliche Leistung war. Neben den Wiener Symphonikern in voller Besetzung wirkten mit: der Wiener Singverein (Einstudierung Johannes Prinz), die Wiener Singakademie (Einstudierung Heinz Ferlesch), die Wiener Sängerknaben (Einstudierung Manuel Huber und Oliver Stech) und fünf Sängerinnen (Elisabeth Teige, Johanni von Oostrum, Regula Mühlmann, Tanja Ariane Baumgartner, Noa Beinart) und drei Sänger ( Benjamin Bruns, Christopher Maltman, Tareq Nazmi)

Das Werk zerfällt in zwei Monumentalsätze. Im ersten Teil vertonte Mahler den Hymnus „Veni, creator spiritus“ -Komm, Schöpfer Geist. Wuchtig und volldröhnend wird der heilige Geist angerufen, er möge als Tröster, Friedensbringe Liebesspender sein. Orchester, Chöre und Singstimmen lässt Mahler/ Jordan zu einem eindrucksvollen Ganzen anschwellen. Aber die Töne erreichen nur den Magen, nicht die Seele. Zu laut, zu heftig lassen die Chöre Wortdeutlichlkeit vermissen. Bewundernswert monumental mit äußerer Wirkung.

Im zweiten Teil vertonte Mahler die Schlussszene aus Goethes Faust II. „Ich habe das Universum zu tönen und zu klingen gebracht“ (Zitat nach Programmheft S9) . Der Beginn ist zart, vertraute Mahlersequenzen steigen auf. Maltmans volltönender Bariton erhebt sich über den Chören und verkündet „ewiger Liebe Kern“. Nun fließt die Musik in die Seele, erreicht die Zuhörer. Allerdings wird der „Chor der jüngeren Engel“ nochmals volltönend laut. In die Innigkeit führen sogleich „die vollendeten Engel“. Doktor Marianus -rein und erhaben gesungen von dem Tenor Benjamin Bruns – verkündet das Erscheinen der Frauen an, unter ihnen auch Gretchen (Johanni von Oostrum). Höhepunkt und Ausklang ist das Erscheinen der „mater gloriosa“: Regula Mühlmanns strahlender Sopran verkündet von der Empore die Kraft der Liebe und die Erlösung Fausts. Ein Moment des Innehaltens, bevor das furiose Ende über die Zuhörer hereinbricht und die in tosenden Beifall ausbrechen.

www.konzerthaus.at