Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia – Roma. Wiener Singakademie – Einstudierung Heinz Ferlesch
Sopran: Masabane Cecilia Rangwanasha, Mezzosopran: Elizabeth DeShong, Tenor: Saimir Pirgu, Bass: Tarek Nazmi.
Dirigent: Daniel Harding
Totenmessen zu komponieren schien im 19. Jahrhundert geradezu Mode gewesen zu sein. Mozarts unvollendetes Requiem war Ansporn. Je nach Gläubigkeit des Komponisten waren entweder ein strafender Gott und die Schrecken der Menschen vor dem Tod oder das in tiefer Gläubigkeit Hinübergleiten in ein himmlisches Jenseits im Fokus. Verdi komponierte 1868-1873 aus innerer Distanz zur Kirchengläubigkeit ein düsteres Szenario, in dem der Mensch vor dem strafenden Gott erzittert. Dass das Werk dennoch nicht im drohenden Donner untergehen muss, beweist Riccardo Muti immer wieder. Ihm gelingt es, aus Verdis „Messa da Requiem“ ein Sacralerlebnis ohne theatralische Heftigkeit mit feinen Zwischenabstufungen zu dirigieren. Selbst der ungläubige Zuhörer wird davon ergriffen.
Anders Daniel Harding (seit Oktober 2024 Nachfolger von Antonio Pappano als Chefdirigent der Santa Cecilia). Er lässt Orchester und Chor mit voller Wucht aufspielen. Die Sänger sind auf der Empore platziert, um sich über diese wuchtige Schallwelt hinwef Gehör zu verschaffen, was ihnen auch perfekt gelingt: Masabane Cecilia Rangwanasha lässt ihren hellen Sopran über alle Pauken und Geigen hinweg erschallen. Sie ist vollständig auf Klangvolumen konzentriert, worunter die Wortdeutlichkeit leidet. Was auch für den Chor gilt. Elizabeth DeShongs Mezzosopran ist in allen Lagen überzeugend. Dem Tenor Saimir Pirgu gelingen Passagen, die in jeder Oper als Bravourarien erklingen könnten. Verdis Messa da Requiem wird ja oft als Zwitterwerk zwischen Oper und Sakralmusik beurteilt. Herrlich der alles übertöndende Bass von Tarek Nazmi. Er war der geheime Star des Abends. Wenn er mit voller Überzeugung und ruhig zu „Mors stupebit et natura“ ansetzt, dann versteht man, was Verdi mit diesem Werk vermitteln wollte: – die Kreatur ist klein gegenüber der Macht der Natur und des Todes.