Ob man die Komödie Wildes oder die Bearbeitung Jelineks besser findet, ist Geschmacksache. Ob man die Überinszenierung von Michael Sturminger gut findet, hängt davon ab, ob man Klamauk grundsätzlich mag. Man darf ihn mögen, man darf ihn auch nicht mögen. Ich gehöre zu denen, die ihn nicht mag. Nicht grundsätzlich, eher nur weil er schon allzu viele Bühnen überflutet. Offensichtlich waren unter den Zuschauern auch nur wenige, die den Klamauk zum Lachen fanden. In der Pause hörte man: Ganz nett…was eigentlich ein vernichtendes Urteil ist.
Sturmingers Idee, alle Rollen von Frauen spielen zu lassen, ging meiner Meinung nicht besonders gut auf, blieb mehr ein Gag. Mir gefielen alle Frauen, die Frauen spielten, weitaus besser, als Frauen, die Männer spielten. Bis auf Karola Niederhuber, die aus der fast stummen Rolle ziemlichen Witz herausholte. Als nervig empfand ich Elzemarieke de Vos als Algernon Moncrieff. Zwar war ihr körperlicher Einsatz zu bewundern, sie schlitterte und turnte ziemlich gekonnt über die Bühne, aber die Mikel Jackson-Parodie war einfach zu überspielt und nervte. Raphaela Möst als Jack fügte sich schon besser in die Männerrolle. Wenn aber eine Frau, die einen Mann spielt, einen anderen Mann, der eigentlich eine Frau ist, küsst und sexuell bedrängt – dann kann das peinlich wirken – Genderthematik hin oder her.Aber nun doch zu den Frauen. Den Vogel für wirklich gute Komik schießt wohl Michou Friesz als Lady Bracknell ab. Mit komödiantischer Sicherheit manövriert sie diese Hyäne einer Mutter durch ihre Rolle.- Einfach großartig. Miriam Fusseneger als Gwendolen ist ein richtige verwöhnte Zicke und Maresi Riegner eine bezaubernd naiv-hinterhältige Cecily. Etwas verschwendet ist das Talent von Maria Hofstätter als Pastor Chasuble. Sie hat nicht viel mehr zu sagen als hmm, hm zu brummen. Renate Martin durfte sich in quietschbunten Kostümen austoben, die sich gegen das weiße Lackinterieur der Bühne (Manuel Biedermann und Paul Sturminger) effektvoll abhoben.
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